Cacao Forest: Eine Vorreiterinitiative revolutioniert den Kakaoanbau
Cacao Forest ist das Ergebnis einer einzigartigen Allianz aus französischen Schokoladenherstellern (Valrhona, Ecotone, Weiss, Révillon, Voisin, Relais Desserts und Carambar & Co, die im Stiftungsfonds TERRA ISARA zusammengeschlossen sind), Forschungs- (CIRAD) und Hochschuleinrichtungen (ISARA), der NGO Earthworm Foundation und der Agence Française de Développement (AFD).
Diese Initiative wurde ab 2016 in der Dominikanischen Republik, dem weltweit größten Produzenten von Bio-Kakao, umgesetzt und zielte darauf ab, durch Agroforstwirtschaft das Einkommen der Produzent:innen zu erhöhen und die Qualität und Nachhaltigkeit der Kakaobohnenlieferungen zu sichern.
Innovationen für nachhaltige Agroforstmodelle in der Dominikanischen Republik
Cacao Forest hat eine fruchtbare Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten aus drei dominikanischen Genossenschaften (Conocado, Coproagro, Foundopo) sowie öffentlichen und privaten Akteuren (CEDAF, IDIAF, Commission Nationale du Cacao und den Universitäten ISA, UNEV, UASD, PUCMM, FUPAROCA) begonnen, um gemeinsam nachhaltige Agroforstmodelle zu entwerfen bzw. bestehende Systeme zu verbessern.
Was ist Agroforstwirtschaft?
Bei der Agroforstwirtschaft werden mindestens zwei Pflanzenarten miteinander kombiniert, die drei Bedingungen erfüllen: Sie wachsen nahe genug beieinander, um miteinander zu interagieren, mindestens eine der Pflanzen ist eine Holzpflanze (Baum, Palmengewächs etc.), mindestens eine ist eine Kulturpflanze, die für Nahrungszwecke angebaut wird. Durch Diversifizierung, das heißt durch den Anbau verschiedener Pflanzenarten auf einer Parzelle, können die Produzent:innen zusätzliche Einkünfte erzielen.
So wurden 4 Modelle unter realen Bedingungen in 3 Unterregionen auf 36 Parzellen mit einer Versuchsfläche von insgesamt 9 Hektar getestet. Mehr als 1 900 Produzent:innen waren am Projekt beteiligt.
Die Auswirkungen der Agroforstwirtschaft auf das Einkommen und die Artenvielfalt
Die Ergebnisse zeigen deutliche Vorteile:
- Erhöhung des Einkommens der Produzent:innen (von 400 US$ pro Hektar und Jahr auf 1 000 bis 3 000 US$ je nach Modell)
- Erhöhung der Artenvielfalt
- effiziente Kohlenstoffsequestrierung
- Diversifizierung der Einkommensquellen für die Landwirtinnen und Landwirte.
Es wurden über 70 Pflanzen, die zusammen mit dem Kakaobaum angebaut werden, erfasst. Durch Vergleich und Auswahl wurden dann fünf verarbeitete und rentable Produkte geschaffen: Kurkumapulver, Ingwerpulver, Annattopulver, Barbecue-Sauce aus Sapote, Hibiskuskonfitüre sowie getrocknete Hibiskusblüten für Tee.
Die Schulung der Produzent:innen als zentraler Bestandteil des Projekts
Während der sieben Jahre war die Schulung der Produzent:innen und technischen Mitarbeitenden eine der tragenden Säulen des Programms.
Sie erhielten Schulungen zu folgenden Themen: Sensibilisierung für die Fruchtbarkeit der Böden, Veredelung der Kakaobäume, Bildung von Hauswirtschaftsgruppen, Verarbeitung der Kakaoprodukte, Herstellung von Bio-Dünger, Schnitt der Bäume zur Ertragsoptimierung. Auf diese Art und Weise konnten nicht nur die Erträge der Kakaobäume verbessert werden, sondern der Kakaoanbau wurde auch attraktiver für die Familien und die jüngere Generation.
Es ist eine sehr interessante Erfahrung, denn wir lernen Neues, und wir lernen, wie man mit diesen zusätzlichen Produkten umgeht, wie man sie einsetzt, um bessere Gewinne zu erzielen.
José Nicolás Ortiz Delgado, Projektleiter Cooproagro
Eine kurze, praxisorientierte Ausbildung in Agroforstwirtschaft wird demnächst von den dominikanischen Universitäten (UNEV, ISA, UASD) angeboten werden, um einen Schritt weiterzugehen, die Weitergabe der Kenntnisse langfristig sicherzustellen und zukünftige Akteure der Branche anzuziehen.
Perspektiven für die Zukunft
Im Rahmen des Projekts Cacao Forest wurden die Agroforstmodelle in kontinuierlicher und enger Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren der Kakaokette erarbeitet und validiert.
PRACAO, ein Programm zur nationalen Sanierung der Kakaoplantagen
Eines der wichtigsten Ergebnisse von Cacao Forest ist ein ehrgeiziges Projekt zur Sanierung aller dominikanischen Kakaoplantagen mit sieben Komponenten, die sich über 12 Jahre erstrecken wird und durch ein Darlehen der französischen Entwicklungshilfe (AFD) an den dominikanischen Staat finanziert werden soll.
Das nationale Programm zur agroforstwirtschaftlichen Sanierung der dominikanischen Kakaoplantagen (PRACAO) wurde gemeinsam mit den 12 lokalen Partnern von Cacao Forest entwickelt und wurde gerade in den dominikanischen Staatshaushalt aufgenommen, sodass es voraussichtlich Ende 2024 anlaufen wird.
Dieses neue Projekt ermöglicht die Sanierung der Kakaoplantagen im ganzen Land auf Grundlage der von Cacao Forest entwickelten Agroforstmodelle. Dabei soll eine kontinuierliche Stärkung und Generierung solider wissenschaftlicher Grundlagen erfolgen – der Schwerpunkt liegt hier auf der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit der Familien.
Sebastián Cárdena, Koordinator des Projekts Cacao Forest für die Earthworm Foundation
Learnings und Forderungen
Cacao Forest verdeutlicht die Relevanz eines ganzheitlichen, sektorübergreifenden Ansatzes, um die Widerstandsfähigkeit des Kakaosektors zu stärken und eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch verantwortungsvolle Beschaffung zu gewährleisten.
Damit ebnete das Projekt den Weg für eine neue Ära der Nachhaltigkeit in der Kakaobranche. Diese vielversprechenden Ergebnisse fordern zu mehr Investitionen in die Forschung und zur Entwicklung landwirtschaftlicher Systeme auf, die für die produzierenden Gemeinschaften und die bewirtschafteten Ökosysteme nachhaltig sind.
Wir engagieren uns für einen nachhaltigen Kakaoanbau und sind stolz darauf, dass wir zu dem in der Dominikanischen Republik durchgeführten Programm Cacao Forest beigetragen und damit bewiesen haben, dass Agroforstwirtschaft im Kakaoanbau eine nachhaltige Alternative zum Intensivanbau ist.
Das Programm Cacao Forest wird fortgesetzt und soll 2024 in Côte d'Ivoire eingeführt werden.